Was ist Divestment?

Divestment ist das Gegenteil von Investment.

Es bedeutet, gezielt alle Investitionen aus Unternehmen und Projekten einer bestimmten Branche zu ziehen. Wenn viele große Investoren aus einer Branche deinvestieren und darüber sprechen, wird die Branche auch moralisch geschädigt. Das kann eine Lawine auslösen und dadurch funktionieren: Das Ende des südafrikanischen Apartheid-Regimes wurde durch Divestment mit beschleunigt.

Divestment spricht die einzige Sprache, die große Konzerne verstehen: Geld.

Divestment für Klimaschutz?

Je zeitkritischer der Wettlauf gegen eine Erderwärmung über 2°C wird, umso dringender ist es, sich mit den bekanntermaßen größten Verursachern von CO₂ zu befassen: Unternehmen, die fossile Kohle, Öl und Gas fördern oder verbrennen. Wer seine Investitionen heute aus diesen unbelehrbaren 200 Unternehmen zieht, setzt ein wichtiges Zeichen für den Klimaschutz. (Stand 2015)

Da die Folgen unseres CO₂ Ausstoßes längst bekannt sind und diese Firmen entweder nicht bereit oder nicht innovativ genug waren, ihre Geschäftsmodelle rechtzeitig zu überarbeiten, ist nicht davon auszugehen, dass sie ohne äußere Sanktionen davon ablassen werden. Im Gegenteil: Firmen wie Exxon haben jahrzehntelang viel Aufwand betrieben um den Klimawandel als Erfindung verrückter Wissenschaftler darzustellen – und das, obwohl sie es selbst besser wussten.

Divestment macht uns als Gesellschaft unabhängig von den Profiten dieser Unternehmen. Das ist Voraussetzung für politisch ehrgeizige Klimaziele und deren Erreichung, beispielsweise in Form einer CO₂-Steuer. Es ebnet den Weg für den Systemwandel den wir brauchen, hin zu einer Wirtschaft, die auf erneuerbaren Energien basiert, und immer weniger auf fossilen Brennstoffen.

Die Sensibilität für das Thema Klimaschutz wird auf allen Seiten immer größer, und damit auch die Bereitschaft der Versicherer, ihre Anlagestrategie zu überdenken. Sie brauchen jetzt den Rückhalt und Druck ihrer Mitglieder, um zur Tat zu schreiten.

Eine Liste der Stiftungen, Institutionen und Städte, die bereits beschlossen haben, aus Kohle Öl und Gas zu deinvestieren, findet sich hier.

Ist Divestment finanziell riskant?

Es ist umgekehrt: Langfristige Kapitalrücklagen noch länger in der fossilen Energieindustrie zu lassen, ist finanziell riskant. Die meisten Portfolios haben im letzten Jahrzehnt Verluste gemacht, weil sie an fossilen Unternehmen festgehalten haben. Das hat beispielsweise Decarbonizer nachgewiesen.

Immer mehr Investoren und Investment-Berater erkennen, dass die Gefahr der Carbon Bubble droht. Lange Zeit dachte man, fossile Brennstoffe auf der Erde seien ein knappes Gut, aber das genaue Gegenteil ist der Fall. Warum?

Um das international gesetzte 1.5°C-Ziel zu halten, müssen über 80% der entdeckten Reserven im Boden bleiben – sie sind somit für die Unternehmen, die sie für sich in Anspruch nehmen (und deren Wert danach berechnet wird), wertlos. Das nennt man „Stranded Assets“.

Die fossile Energieindustrie ist eine todgeweihten Branche. Ihr Weg bergab hat bereits begonnen: Kohleunternehmen hatten bis zu 98% Wertverlust in den letzten 2 Jahren, Öl im Schnitt 50%. Investitionen in sie sind gerade für langfristige Anlagen wie Renten ein stetig wachsendes Risiko.

Die investierenden Institutionen müssen also umgehend ihrer Verantwortung für sichere Rücklagen nachkommen.

Weiterführende Informationen:

⁕   Mehr zur Divestment Bewegung bei gofossilfree.org
⁕   Internationale Liste der 200 fossilen Brennstoffunternehmen mit den höchsten CO2-Emissionen
⁕   Die Geschichte des norwegischen Pensionsfonds bei urgewald
⁕   Divestment in der ZEIT, Mai 2015
⁕   ZDF Frontal über den Ausstieg der Allianz aus der Kohle, Oktober 2015
⁕   ARD Tagesthemen über weltweite Ausstiegstendenzen, Januar 2016
⁕   Liste der weltweiten Institutionen, die Divestment beschlossen haben (EN)
⁕   Decarbonizer-Tool zur Berechnung von Verlusten durch Investitionen in fossile Energien (EN)
⁕   Fossil Free Indexes aktueller Bericht über die Carbon Bubble (EN)
⁕   Divestment als langfristiges Focusthema im Guardian (EN)
⁕   Der Guardian über die Verluste der Gates Foundation durch Investitionen in fossile Energien (EN)
⁕   Reportage über die Bewegung auf Al Jazeera (EN)
⁕   Reportage über die Bewegung auf VPRO (holländisches Fernsehen, EN)

⁕   urgewald e. V.
⁕   Germanwatch e. V.
⁕   350.org

(Stand 2015)

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